Sehr überraschend war diese Nachricht von der Entlassung Michael Frontzecks beim FC St. Pauli. Es gab einige Gerüchte, warum der erfahrene Trainer den „Kiezklub“ tatsächlich verlassen musste. Nun wird anscheinend immer mehr deutlich, dass es nicht nur eine Wahrheit. Anfangs hat die Paulianer-Vereinsführung auf der Pressekonferenz deutlich gemacht, dass sie sich bezüglich einer Vertragsverlängerung durch den ehemaligen Mönchengladbach-Trainer unter Druck gesetzt fühlten. Im Gespräch mit der „Bild-Zeitung“ offenbart der Paulianer-Trainer nun andere Wahrheiten.
„Die letzte Saison mit dem Nichtabstieg hat Substanz gekostet“
So wusste er zu dieser überraschenden Trennung folgendes zu sagen: „Ich muss das erst mal alles sacken lassen. Die letzte Saison mit dem Nichtabstieg hat Substanz gekostet, die laufende war keine Riesenbelastung, deshalb brauche ich auch kein halbes Jahr Pause. Allerdings springe ich auch nicht auf alles drauf, was auf den Tisch kommt.“
„Ich wollte wissen, wie es mit dem Vertrauen in meine Kollegen und mich ist“
Bekanntlich hat sein Team sensationell in einem überragenden Spiel die Spielvereinigung Greuther Fürth in deren Stadion mit 4:2 besiegen können. Schon davor hat Frontzeck vom Verein Klärung bezüglich der Zukunftsausrichtung erhalten wollen, was ihm jedoch nicht mitgeteilt worden ist. Dazu kann Frontzeck nun folgendes sagen: „Anders als jetzt behauptet, habe ich nie einen Zwei-Jahres-Vertrag für mich eingefordert. Ich habe immer auch für das Trainer-Team (Vrabec, Schultz, Hain, d. Red.) als Ganzes gesprochen. Auch deren Verträge enden am 30. Juni. Ich wollte wissen, wie es mit dem Vertrauen in meine Kollegen und mich ist.“
„Ehrlicher wäre es, wenn man Ergebnisse hätte abwarten wollen“
Danach hat der Verein sich vom erfolgreichen Trainer zu sehr gedrängt gesehen. Deshalb gab es auch keine Reaktion. Frontzeck hat deshalb seinen bis zum 30. Juni 2014 laufenden Vertrag auch nicht verlängern wollen. Nun gab es die sofortige Beurlaubung durch den Verein. Auf die Frage, ob er den Verein unter Druck gesetzt hat, kann der 49-Jährige nun folgendes dazu sagen: „Druck? Ich kann nur hoffen, der
Verein kommt nie richtig unter Druck. Seit 14 Monaten weiß man, wie ich arbeite. Es hieß aber, man wolle die Entwicklung bis zum Winter abwarten. Ehrlicher wäre es, wenn man Ergebnisse hätte abwarten wollen. Aber Entwicklung? Das sollte nach 14 Monaten klar sein. Doch es hieß, wir machen das im Winter. Für mich stand aber glasklar fest, bei meinem Standpunkt zu bleiben. Wenn man das als Trainer nicht mehr darf...“
„Dabei plant der Klub immer langfristig“
Nun gibt es also das Spiel gegen den FC Energie Cottbus, wo Stephan Schmidt als neuer Trainer jüngst vorgestellt worden ist. Frontzeck hat keine Erklärung, warum der Verein sich nicht schon jetzt mit dieser wichtigen Personalie befasst hat und schildert gegenüber der „Bild-Zeitung“ folgendes: „Dabei plant der Klub immer langfristig. Das gilt für den Stadionausbau, das gilt für den Sportdirektor, für den Kader. Und nur bei den Trainern wartet man ab..?“
Roland Vrabec wird Frontzeck-Arbeit weiter fortführen
Vorerst wird nun Roland Vrabec die Arbeit seines Cheftrainers weiterführen. Frontzeck vertraut seinen ehemaligen Assistenten vollends: „Die Mannschaft war sehr überrascht, als ich sie über meine Entlassung informiert habe. Aber sie ist so gefestigt, dass sie mit den Co-Trainern den Weg weitergehen wird.“ Es liegt jedoch nahe, dass die Aktion von Michael Frontzeck, die für die Öffentlichkeit als Trennungsgrund genannt worden ist, nicht die einzige Dissonanz untereinander gewesen ist. Nicht alle Verantwortungsträger kamen mit der besonderen Verhaltensweise des Charakterkopfs Michael Frontzeck zurecht.