Frankfurts Nachwuchsarbeit ist vorbildlich


Zurzeit ist die stolze Eintracht aus Frankfurt zweitklassig. Die Nachwuchsarbeit beim Verein aus der Bankenmetropole genügt jedoch höchsten Erstliga-Ansprüchen. Die Zukunft des hessischen Traditionsverein ist gesichert. Denn das Leistungszentrum am Riederwald ist jetzt schon zum wiederholten Male mit einer Bestnote bedacht worden. Auch einige Eintracht-Spieler aus dem Profi-Kader wurden dort geformt und für tauglich befunden.

Eintracht-Youngster Sonny Kittel ist einer davon. Sogar der oft umstrittene, aber als Fachmann anerkannte Ex-Trainer Christoph Daum bescheinigte Kittel eine ganz tolle Karriere: „Ein Riesentalent. Der kann mal besser als Mesut Özil werden.“ Eine Lobeshymne vom nur in sieben Spielen tätigen Trainer der Frankfurter Eintracht. Auch wenn derzeit die Karrieren weit auseinander zu sein scheinen, so könnte durchaus ein Fünkchen Wahrheit in dieser provokanten Aussage stecken. Schon seit Kindheitstagen hält der hochveranlagte Kittel der Eintracht die Treue. Was auch nicht für allgemeine Verwunderung sorgt, denn schließlich gehört der seit kurzem 19-Jährige zu den Rohdiamanten der Frankfurter.
Kittel gilt als höchst bodenständig und ist der Anführer aus einer kleinen überschaubaren Garde sogenannter Eigengewächse. Er ist am Riederwald großgeworden und hat wegen seiner mannigfaltigen Talente das absolute Potential sich auch bei den Profis durchzusetzen. Die Nachwuchsarbeit ist das Steckenpferd der Eintracht. Darauf sind sie mächtig stolz beim Bundesliga-Gründungsmitglied. Die Fans wollen Identifikationsfiguren im Team haben. Am besten aus dem eigenen Nachwuchs. Besonders im Leistungszentrum wird es effektiv verstanden seit Jahr und Tag erfolgsversprechende Talente herauszubringen.
Die Liste ist lang und prominent zugleich. Ob Patrick Ochs, Marco Russ oder auch Sebastian Jung – sie alle entspringen dem Nachwuchsschuppen im Frankfurter Osten. Das Geld lockte Russ und Ochs im Sommer letzten Jahres zur niedersächsischen Version von Manchester City, den VfL Wolfsburg. Jung hingegen hat die Chance beim Schopfe gepackt und hat seinen Stammplatz als rechter Außenverteidiger gefestigt. Er ist einer der gesetzten Stammkräfte im aktuellen Ensemble von Trainer Armin Veh. Von bislang 22 absolvierten Punktspielen war der 21 Jahre alte Offensiv-Verteidiger immer dabei. Genauso wie Sebastian Rode und Gordon Schildenfeld.
Die Einsatzstatistik bei Kittel sieht nicht ganz so erfolgsversprechend aus. So konnte der Hochveranlagte bisher erst zwei Einsätze aufweisen. Vor allem in seiner langwierigen Verletzung liegt diese magere Bilanz begründet. Nach seinem im letzten Jahr erlittenen Kreuzbandriss war er ursprünglich für die Heimpartie gegen den Namensvetter aus Braunschweig vorgesehen. Die Schusseligkeit der Eintracht-Verantwortlichen machte jedoch einen Strich durch die Rechnung. Es wurde schlichtweg vergessen eine Spielgenehmigung zu beantragen. Seit diesem Fauxpas konnte Kittel gegen Fortuna Düsseldorf und gegen den FSV Frankfurt eingesetzt werden. So gab es im Spitzenspiel bei der Düsseldorfer Fortuna neun Minuten Einsatzzeit, während er 25 Minuten gegen den Stadtrivalen aus Bornheim aufs Feld geschickt wurde. Als eigene Belohnung erzielte er beim 6:1 gegen den FSV sein erstes Tor bei den Profis.
Zum Glück hält jedoch nicht nur Daum, sondern auch sein jetziger Trainer Armin Veh große Stücke auf den kleinen Kittel: „Der Junge ist überdurchschnittlich begabt. Das ist einer, der einfach kicken kann.“ Als Beweis für diese verbale Auszeichnung dient die Frit-Walter-Medaille in Silber in der Kategorie. Schon seit 2000 wird der neue HoffnungstrÃ
¤ger der Eintracht im Leistungszentrum ausgebildet, hat bisher sämtliche Junioren-Nationalmannschaften durchlaufen. Sein Lizenzspielervertrag ist bis zum 30. Juni 2014 datiert.
Dennoch gibt es noch einige Variablen, die den Sprung in die Stammelf abhängig machen. Die beiden wichtigsten Faktoren sind: Die Leistung muss unter allen Umständen stimmen, und der Trainer muss ihn fördern. Veh ist dazu bereit, weil er sehr viel von seinem Eigengewächs hält. Damit trifft er ganz den Geschmack der Funktionäre vom Riederwald, die den Fokus vermehrt auf den eigenen Nachwuchs richten möchten. Ihr Ziel ist es, dass möglichst viele Nachwuchskräfte den Sprung von den Amateuren zu den Profis schaffen. Die Auszeichnung mit drei Sternen ist ein weiterer Beweis für die Leistungsfähigkeit des eigenen Nachwuchses. Die Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Fußball Bund initiierten diese Zertifizierung. Vor allem die „exzellente Durchlässigkeit“ wurde hervorgehoben. Somit sind die Hessen nach dem VfB Stuttgart der Verein, der die meisten Jugendspieler zu den Profis hochbringt. Dazu werden auch Spieler gezählt, die den Sprung bei anderen Vereinen geschafft haben wie Kirchhoff (Mainz 05), Marko Marin (Werder Bremen) oder Timothy Chandler (1. FC Nürnberg).
Bei der Eintracht sind derzeit nur Jung und Kittel in die Nähe der Profis gekommen. Spieler wie Marcel Titsch Rivero und Marcos Alvaerez spielen zurzeit nur in der Regionalliga bei der U23 der Eintracht. Sogar in die Türkei ist Cenk Tosun vor einem Jahr gewechselt, wo der torgefährliche Angreifer bei GaziantepSpor zunächst für Aufsehen gesorgt hat. Leider läuft es in dieser Spielzeit alles andere als planmäßig für den Eintracht-Bubi.
Was extrem hilfreich ist, ist dass Eintracht Cheftrainer die jungen Spieler immer mal mit ins Trainingslager nimmt, um sich ein Bild vom Leistungsstand zu verschaffen. Mitte Januar durften so Elia Soriano und Anthony Jung von der U23 zu den Profis mit nach Qatar. Im Sommer, so ist es vertraglich vereinbart, rücken Alexander Hien, Julian Dudda und Erik Wille in den Lizenzspielerkader auf.
Im Sommer möchte die Eintracht auch unter allen Umständen die Rückkehr in die erste Liga gefeiert haben. Dafür sind jedoch noch weitere überzeugende Auftritte wie an diesem Sonntag (13.30 Uhr) bei Verfolger SC Paderborn notwendig. Auch durch den jüngsten 6:1 Erfolg im Derby gegen den FSV zeigen sich die Eintracht Youngsters gestärkt. Nach einer der besten Saisonleistungen fühlt sich das Veh-Team für die kommenden schweren Aufgaben bestens gerüstet. Der mühsam erkämpfte erste Tabellenplatz gegen die hartnäckige Konkurrenz aus Düsseldorf, Fürth, Pauli und Paderborn soll möglichst bis zum Ende in Abstand gehalten werden. Mit dem SC Paderborn wird es der erste Verein versuchen die personell und spielerisch übermächtig erscheinende Eintracht vom Sockel zu stoßen. Veh Assistenz Rainer Geye ist jedoch äußerst zuversichtlich: „Keine Kranken, keine Verletzten. Bei uns ist derzeit alles gut.“
Es scheint, als komme die Eintracht aus Frankfurt so langsam in Fahrt Richtung Erstklassigkeit. Und die jungen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs helfen kräftig dabei mit.


Informationen
Quelle: F.A.Z.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Eintracht Frankfurt; 2.Bundesliga; Kittel; Ochs; Russ; Jung; Rode; Schildenfeld; Veh
Datum: 23.02.2012 16:20 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-frankfurts-nachwuchsarbeit-ist-vorbildlich-824.html
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