Hansa-Kogge in Seenot

Zurück zur Übersicht

Am letzten Spiel musste man fast schon ein wenig Mitleid mit dem FC Hansa Rostock haben. Wie ein Abstiegskandidat präsentierte sich das Wolf-Team gegen Eintracht Frankfurt und verlor völlig unnötig mit 1:5. Jetzt soll alles besser werden. Mit einem fünftägigen Trainingslager will Wolf seine angeschlagene Truppe auf die Erfolgsspur zurückführen.

Der Weg wird lang und steinig sein. Und vor dem Vergnügen hat der Fußballgott den Schweiß gesetzt. Kein Wunder, warum 100 Minuten täglich von Wolfgang Wolf im Trainingslager in der Südbadischen Sportschule in Steinbach (Ortsteil von Baden-Baden) anberaumt wurde. Das Spiel beim Karlsruher SC gilt als absolutes Abstiegsendspiel. Immerhin trifft der Letzte auf den Vorletzten der 2. Liga und der Verlierer kann die Planungen für die Drittklassigkeit schon ein wenig intensivieren.

Gerade jetzt drohen einige Hansa-Kicker auszufallen. So plagt sich Stürmer Timo Semmer mit einer schmerzhaften Zerrung im Rücken herum, Marek Janecka hat einen leichten Infekt. Deshalb wurde für beide Spieler nur leichtes Lauftraining verordnet. Der schwedische Stürmer Freddy Borg bekam am Ende der Vormittagseinheit einen Schlag auf den rechten Oberschenkel und musste sich ebenfalls mit dem Laufen begnügen. Hoffentlich ist jetzt auf die Hansa-Physios Verlass, denn in den verbleibenden zwei Tagen bis zum Spiel wollen sie alles versuchen, um den Schweden wieder fit zu machen.
Der Mannschaftsgeist sollte auch gestärkt werden, indem ein Kinobesuch für das ganze Team organisiert wurde. So langsam sollte mal mit dem Punkten begonnen werden, denn der Trainerwechsel mit dem bundesligaerfahrenen Wolfgang Wolf hat sich bisher zumindest auf dem Punktekonto noch nicht so wirklich ausgezahlt. So wurden unter dem 54-Jährigen in acht Spielen erst fünf magere Punkte geholt. Zu wenig, um den drohenden Abstieg noch zu verhindern. Die Leistungen sind meistens ansprechend. Oft fehlt die Effizienz im Angriff und die Konzentration in der Abwehr, sodass Spiele häufig unnötig verloren werden. Immerhin konnte Neuzugang Freddy Borg mit 3 Treffern in fünf Spielen überzeugen und auch der zweite Neue, der slowakische Defensivspieler Marek Janecka konnte auf der rechten Abwehrseite vollauf überzeugen. Wolf gibt die Marschroute für die nächsten Spiele aus: „Wir müssen jetzt mal anfangen zu gewinnen.“
Die Sympathie für den Verein von der Ostsee ist nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, sondern in der gesamten ehemaligen DDR riesig. Immerhin ist der FC Hansa der letzte DDR-Meister und DDR-Pokalsieger der ehemaligen dortigen Oberliga. Nicht nur emotional würde dies die Hansa-Sympathisanten treffen, sondern vor allem finanziell den Klub. So wurde bekannt, dass der FCH massive Schulden hat. Daher wäre die logische Konsequenz, dass ein erneuter Abstieg für Hansa fatale Folgen haben würde. Immerhin beträgt der Stand der Verbindlichkeiten schon rund 16 Millionen Euro. Ein Schuldenberg, der in der 3. Liga unmöglich abgearbeitet werden kann.
Der Klub aus der Hansestadt versucht ein wenig diese Problematik mit verschiedenen Hilfen zu umgehen. So konnte eine Transfersperre der DFL aufgehoben werden, nachdem in der Winterpause erst auf politischem Weg eine Stundung von 4,5 Millionen Euro erreicht wurde. Einmal mehr bleibt fraglich, wie die Blau-Weißen diese exorbitanten Schulden zurückzahlen wollten. Vielleicht erscheint ja ein Scheich und steckt sein Kapital in die finanziell marode Hansa-Kogge. Wahrscheinlich derzeit die einzige Möglichkeit.