Mitleid mit dem 1. FC Köln


Bekanntlich ist Mitleid das Schlimmste, was einem Verein passieren kann. Dieses Übel muss der einst so stolze 1. FC Köln in diesen Tagen mit großer Vehemenz ertragen. Sogar der rheinische Rivale Fortuna Düsseldorf spendet den enttäuschten Kölnern in diesen Tagen mächtig Trost, denn Fortuna kennt die chronische Erfolglosigkeit aus der eigenen, jüngeren Vergangenheit.

Es gibt nicht wenige Kölner Anhänger, die schwer enttäuscht sind von ihrem Verein. Einige sind sogar extrem hoffnungslos, was die Gegenwart und die Zukunft des einst professionellsten deutschen Fußball-Verein angeht. Die besonders ausgeprägten Pessimisten haben sogar die ganz schlimme Befürchtung, dass der FC sogar durchgereicht werden könnte, weil sowohl die sportliche als auch die wirtschaftliche Komponente fehlt.

Düsseldorfs Finanzvorstand Paul Jäger kennt diese grausame Szenerie aus der Fortuna-Historie und deshalb möchte, der seit 1989 als Geschäftsführer in Düsseldorf tätige Jäger, die Kölner warnen, um einen Totalabsturz zu verhindern. Insgeheim erhofft man sich in der Modestadt, dass so schnell wie möglich die seit 1999 nicht mehr existenten rheinischen Derbies wieder aufleben können.

Gegenüber dem „Express“ nennt er erschreckende Parallelen zwischen diesen beiden Traditionsteams, die sich zumindest in dieser Disziplin derzeit näher sind, als sie jemals zuvor sein wollten: „Bei uns hat einfach keiner gemerkt, wie es den Verein immer weiter nach unten gezogen hat. Es wurde jedes Jahr sportlich und wirtschaftlich schlechter. In der vierten Liga haben wir Bescheidenheit gelernt. Vor einem solchen Absturz ist keiner gefeit, da kannst du noch so ein Traditionsverein sein.“

Rheinaufwärts verfolgt man sicherlich gespannt diese eindringlichen Worte, die vom Ur-Fortunen im Guten gemeint sind. Denn auch er weiß, dass der Weg zurück in die Bundesliga ein langer und steiniger sein wird: „Bei uns haben über viele Jahre die Führung und die sportliche Leitung zusammengestanden. Das sieht man aber bei vielen erfolgreichen Vereinen, Mainz und Bremen sind gute Beispiele.“

Man sollte aber kein Horrorszenario an die Wand malen. Die Rivalität ist immer noch ausgeprägt. Man möchte nicht interpretieren, dass sich die Düsseldorfer ausdrücklich über die derzeitige Situation explizit freuen. Dennoch muss festgehalten werden, dass die stolze Fortuna in Zeiten der sportlichen Tristesse jahrelang vom rheinischen Erzrivalen ein wenig provoziert worden ist. Zumindest die Fans nahmen den Absturz in die Bedeutungslosigkeit gern zur Kenntnis und machten ihre Witze.

Für Jäger ist jedoch kein Platz für Schadenfreude, denn er ist optimistisch, was die Kölner Entwicklung angeht: „Köln kriegt die Kurve, da bin ich mir sicher. Wir haben vor zwei Jahren in der 2. Liga die ersten sechs Spiele verloren und wären fast noch aufgestiegen. Da hat Köln trotz allem ja jetzt schon den besseren Start.“ Und fast schon freundschaftlich wünscht er dem Kontrahenten aus der Domstadt sogar alles Gute, wenn er sagt: „Wenn es uns
Nachbarn schlecht geht, stehen wir zusammen. Ich war selbst als Soldat in Porz-Wahn stationiert und habe an der Uni Köln studiert. Ich würde mich riesig freuen, Fortuna gegen den FC in einem Pflichtspiel zu sehen – in der Bundesliga natürlich. Ich drücke alle Daumen, vor allem gegen Hertha.“ Dennoch möchte der clevere Jäger gewiss nicht als Besserwisser auftreten, deshalb teilt er auch dem „express“ mit: „Beim FC ist so viel Kompetenz vorhanden, die wissen schon selber, was zu tun ist.“ Einen kleinen Seitenhieb kann er sich jedoch nicht verkneifen: „Wir haben doch den Thomas Bröker nach Köln geschickt, damit er hilft...“

Bröker spielt in der Offensive, die mit nur einem erzielten Treffer unweigerlich zu einem Problempunkt mutiert ist. Jedoch muss klar konstatiert werden, dass die Defensive zuviele Schwächen offenbart und als großes „Kölner Sorgendkind“ derzeit daherkommt. In den beiden Saisonspielen wurden gegen, die nicht gerade als Offensivkünstler bekannten Mannschaften wie Sandhausen und Aue, drei Gegentreffer kassiert. Besonders Pezzoni rückt mit seiner derzeitigen blamabel anmutenden Formschwäche immer mehr in den Fokus der öffentlichen Kritik.

Trainer Stanislawski ist bekannt dafür, dass er sich vor seine Spieler stellt und in der Bewertung ein Defizit sieht. Dies bringt er im „Express“ auch zum Ausdruck: „Ich habe das Gefühl, dass im Moment mit Kevin Pezzoni ein Spieler Richtung Schlachtbank geführt wird, das werde ich nicht tolerieren.“ Und verspricht Zusammenhalt in dieser derzeit nach Halt suchenden Truppe: Der Junge kann sich unserer Gruppe sicher sein. Schlecht spielen ist das eine, aber wir werden keinen Sündenbock suchen.“ Ob dies richtig erscheint und auch nachvollziehbar scheint zumindest diskussionswürdig. Fußball ist eine Leistungsgesellschaft. Deshalb müssen die Leistungen kritisch überprüft werden. Dies geschieht im Negativen wie im Positiven. Pezzoni sollte mit seinen nunmehr 23 Jahren Profi genug sein, um mit starken Leistungen auf dem Platz aus der öffentlichen Schusslinie zu kommen.

Zu den Auswechslungen kann Stani folgendes sagen: „Wir brauchten einen Kopfballspieler. Wenn Ishak vorne zwischen den Innenverteidigern stand, sah das ein bisschen aus wie: Der wächst noch.“ Dass jedoch auch der für seine Kopfballstärke eingewechselte McKenna beim Kopfballduell mit Savran deutlich älter ausgesehen hat, als er mit seinen 32 Jahren sowieso schon ist, sollte auch den chronisch nachsichtigen Trainer zum Nachdenken animieren. Möglicherweise könnte der talentierte Österreicher Wimmer gegen spielstarke Cottbuser eine Alternative im Abwehrzentrum darstellen.


Informationen
Quelle: express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Stanislawski; Ishak; Bröker; Pezzoni; Savran; McKenna
Datum: 30.08.2012 17:50 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-mitleid-mit-dem-1--fc-koeln-1117.html
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