Schlicke: „Wir haben alle Tore erzielt.“


Das 3:4 beim Abstiegskonkurrenten Erzgebirge Aue hatte etwas Historisches. Zuletzt gelangen im Jahr 2004 beim Spiel Duisburg gegen Trier jeweils zwei Mannschaften drei Tore in einer Halbzeit. Diesmal gab es dieses Torfestival in Halbzeit eins. Eine Situation, die Mut und Angst zugleich macht.

Mut macht die formidable Offensive. Besonders die Offensivabteilung um Yelen, Benyamina und vor allem den neuen Goalgetter Micanski macht Hoffnung auf mehr. Spielerisch gab es im Kreativbereich der Bornheimer einige feine Spielzüge zu bestaunen. Letztlich waren jedoch fatale Fehler und Nachlässigkeiten in der Abwehr, die zur Niederlage gegen die krisengeschüttelten Erzgebirgler führte.
Immerhin stellt sich mit Abwehrspieler Björn Schlicke einer der Innenverteidiger, der unmittelbar Zeuge von teils haarsträubenden, individuellen Fehlern gewesen ist. Seine Augen starren in die Leere. Er stammelt vor sich hin: „Das gibt’s doch gar nicht“, und streicht sich frustriert über das Haar. Letzte Woche beim ebenfalls historisch anmutenden Sieg gegen den Karlsruher SC musste er wegen einer Einblutung im linken Oberschenkel aussetzen. Nun beweist er Rückgrat und stellt sich den auch kritischen Fragen der Frankfurter Rundschau. Auf die Frage, wie er das Spiel bewertet, kann er nur sagen: „Wir haben heute sieben Tore geschossen, leider vier auf der falschen Seite. Wenn man drei Tore auswärts schießt, gehe ich normalerweise davon aus, dass man einen Punkt mitnimmt oder gewinnt.“
Eine Kollegenschelte gegen den total verunsicherten Abwehrkollegen Gledson, der völlig „von der Rolle schien“ möchte er jedoch nicht vornehmen: „Ich will nicht über die Leistung eines Einzelnen sprechen, das mache ich, wenn überhaupt, nur intern. Wir haben uns in einzelnen Situation halt etwas doof angestellt und damit haben wir Aue zum Sieg verholfen.“
Gegner Aue schätzt er wie folgt ein: „Die Auer stehen mit uns auf Augenhöhe. Die hatten nur im Abschluss mehr Glück als wir. Dennoch sind wir zweimal in Führung gegangen.“ Vor allem das leichtfertige Verspielen einer scheinbar
beruhigenden Führung „stinkt ihm gewaltig“: „Ich sage es immer wieder: Die drei, vier Minuten nach einem Tor, sind die entscheidenden. Es gibt eine Studie darüber, dass in dieser Phase die gefährlichsten Situationen entstehen. Da musst du hellwach sein.“
Die Defensivschwächen bei den Standardsituationen kann er sich nicht erklären, da es klare Regeln gibt, wie er gegenüber der Frankfurter Rundschau zugibt: „Jeder ist seinem Mann zugeordnet, wenn man den dicht macht, macht er kein Tor, wenn nicht, ist er eben drin.“ Deshalb kritisiert er offen die fehlende Zuordnung bei Standards: „In der Nachspielzeit der ersten Hälfte kriegen wir so das 3:3 – und dennoch war zu diesem Zeitpunkt noch nichts verspielt. Es war ein ausgeglichenes Spiel. Nach der Halbzeit kriegen wir das 3:4. Das war zwar kein Genickschlag, es hat aber nicht unbedingt zur Sicherheit beigetragen.“
Ein Problem könnte auch gewesen sein, dass im Abstiegskampf der Kampf im Vordergrund steht. Der Gastgeber aus Aue setzte dies hervorragend in die Tat um und gewann viele Zweikämpfe, während es der FSV fußballerisch lösen wollte. Ein Trugschluss, wie sich letztlich herausstellen sollte: „Das ist uns in der ersten Halbzeit auch ordentlich gelungen. Unsere drei Tore fallen ja auch nicht aus dem Nichts. Aber heute hat die Mannschaft gewonnen, die vielleicht ein bisschen mehr wollte oder etwas mehr Glück hatte.“
Trotz der bitteren Niederlage sieht er das 3:4 nicht als Genickschlag. Besonders die erzielten drei Tore auswärts sowie die insgesamt gute Leistung stimmen ihn optimistisch: „Ich wollte hier was mitnehmen, um Aue auf Distanz zu halten. Jetzt haben die uns sogar überholt. Wir hätten heute einen riesigen Schritt machen können – so aber ist es ein kleiner Dämpfer.“


Informationen
Quelle: www.fr-online.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Erzgebirge Aue; Yelen; Benyamina; Micanski
Datum: 05.03.2012 19:59 Uhr
Url: http://www.2-liga.com/2liga/news-schlicke--„wir-haben-alle-tore-erzielt-“-833.html
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