VfL Bochum: Stefan Kuntz und seine Reise in die Vergangenheit

Zurück zur Übersicht

Wenn der VfL Bochum am heutigen Tag auf den 1. FC Kaiserslautern treffen wird, dann gibt es definitiv Wiedersehensfreude mit FCK-Vorstandsboss Stefan Kuntz, der bis zum Jahr 2008 als Manager in Bochum angestellt gewesen ist. Zum Top-Spiel des siebten Spieltags gibt es dieses traditionsreiche Aufeinandertreffen, welches für beide Teams von großer Bedeutung ist. Die „Roten Teufel“ aus der Pfalz möchten unbedingt mit einem Auswärtssieg den Kontakt zu den direkten Aufstiegsplätzen minimieren.

Es wird die erste Begegnung zwischen Kuntz und dem Verein werden, bei dem als Spieler und als Manager sichtbare Spuren hinterlassen hat, denn vom 1. April 2006 bis zum 1. April 2008 wirkte er exakt zwei Jahre an der Castroper Straße und kümmerte sich vor allem um die Verbesserung der Jugendarbeit, sowie der gesamten Infrastruktur. Verbrannte Erde hat der gelernte Polizeibeamte gewiss nicht hinterlassen. Dies wird auch dadurch belegt, dass mit seinem früheren Bochumer Vorstandskollegen Ansgar Schwenken nach dem Spiel essen gehen wird.
Es gibt noch weitere Verbindungen zwischen diesen beiden etatmäßigen Erstligisten. So auch Pressesprecher Christian Gruber, den er aus Bochum in die Pfalz lotsen konnte. Auch im Spielerbereich gibt es Akteure, die für beide Teams gespielt haben. So etwa die beiden Spieler mit nordafrikanischen Wurzeln, die zuvor in Bochum gekickt haben und nun mit Kaiserslautern den direkten Wiederaufstieg schaffen wollen. Mit Mimoun Azaouagh und Anthar Yahia erhofft sich der FCK den sportlichen Erfolg, auch wenn man bedenken muss, dass der Algerier Yahia nicht die ganz entscheidende Rolle bei den Pfälzern spielt.
Auch bekannt ist die Tatsache, dass es bei der Trennung zu Problemen zwischen den meinungsfreudigen Kuntz und dem damals allmächtigen VfL-Boss Werner Altegoer gekommen ist. Nun spricht von Altegoer in Bochum kaum noch jemand, da gemeinsames Arbeiten mit flachen Strukturen hervorragend beim VfL praktiziert wird. Der ehemalige Nationalspieler Kuntz jedoch hat es vor vier Jahren schaffen können, den einstigen deutschen Spitzenverein aus dem Südwesten der Republik vor dem schwerwiegenden Absturz in die Drittklassigkeit zu bewahren. Im Jahr 2010 gelang sogar der vielumjubelte Aufstieg in die Bundesliga. Dazu sagt Kuntz gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“: „Wir hatten vier Jahre fast nur Sonnenschein, da konntest du gar nichts falsch machen.“
Bekanntlich wird bei einem Abstieg schnell die Schuldfrage gesucht. Auch im beschaulichen Kaiserslautern, wo Kuntz wegen mehrerer Fehleinkäufe schnell in die Kritik geraten ist. Ehrlichkeit ist eine Stärke dieses sympathischen Europameisters von 1996, wie er freimütig auch eigene Fehler offen anspricht: „Ich habe mich vielleicht nicht so intensiv um die Kaderzusammenstellung gekümmert wie zuvor.“ Auch wenn der Kader für Zweitligaverhältnisse sehr ansprechend zusammengestellt worden ist, so muss erheblich gespart werden, nach diesem Abstieg, der irgendwie auch unnötig dahergekommen ist. Kuntz geht als Vorbild voran, indem er auf 40 Prozent seines Gehalts verzichtet. Über seine Erinnerungen an den VfL berichtet der mittlerweile fast 50-Jährige gegenüber der „WAZ“: „Es hilft, dass ein bisschen Zeit vergangen ist“, sagt Stefan Kuntz und ergänzt: „Mein Verhältnis zu den Mitarbeitern im Verein war überragend.“
Beim VfL muss man vor diesem wichtigen Heimspiel, wo mit einem Heimsieg womöglich sogar ein Eingreifen in den interessanten Aufstiegskampf realistisch sein könnte, vielleicht auf wichtige Akteure wie Carsten Rothenbach und Top-Talent Leon Goretzka verzichten. Bis Spielbeginn versucht die medizinische Abteilung jedoch alles, um die beiden Stammspieler wieder fit zu bekommen.